Der obligate Rückblick auf das vergangene Fliegerjahr 2016 unterscheidet sich nicht stark vom Letztjährigen, speziell wenn man das Umfeld für die Kleinfliegerei betrachtet. Dazu jedoch später mehr.
Vorab und wichtig: wir hatten keine Vorfälle oder gar Unfälle zu vermelden. Dies zeugt von der Umsicht wie die Fliegerei betrieben wird. Zudem war uns offenbar auch das nötige Glück gegeben.
In meinem Flugbuch fängt die die Saison erst Mitte März an. Eine GOST-Delegation setzte sich traditionsgemäss an der Aero in Friedrichshafen über die neusten Entwicklungen der Kleinfliegerei ins Bild, unter anderem auch über die Entwicklung des Flywhale, dem UL-Amphibium an welchemin unserem Verein ein erhebliches Interesse besteht.
Bald waren auch die „onehourtrainingflights“ für die Erneuerung der Lizenzen zu absolvieren, was mir persönlich immer wieder ein Vergnügen ist.
Bevor die Saison der Fly-Ins losging, waren die verschiedenen GVs zu absolvieren. Die Teilnahme an diesen Anlässen ist wichtig, sind doch die Fluggruppen und Verbände die Organe die Interessen von uns Fliegern lokal und gegenüber der unterschiedlichen Institutionen auch politisch vertreten. Je mehr aktive Mitglieder dabei sind umso besser funktioniert diese Interessenvertretung. Die Arbeit der Verbände wird manchmal unterschätzt weil sie nicht immer publik wird, ausser eben bei den Versammlungen.
An der GOST-HV hatten wir leider drei Austritte zu verzeichnen, alle drei wegen Aufgabe der Fliegerei. Einen erfreulichen Beitritt gab es aber auch, von einem Erbauer eines RV-12.
Die Experimental Fly-Ins wie OUV und RSA wurden teilweise besucht, wobei das Wetter wie immer entscheidend war.
Es gab aber auch Terminschwierigkeiten. So waren zum Beispiel das EAS-Treffen, das Igo Etrich-Treffen, das SPAS Splash-In und das Gebirgspiloten-Treffen am gleichen Wochenende. Ich schaffte das EAS-Treffen in Langenthal und das Gebirgspiloten-Treffen auf Croix-de-Coeur und auf dem Heimweg einen Überflug des Wasserfliegertreffens bei Bönigen.
Als Abschluss der Treffen war auch dieses Mal die Tour-de-Servalat des AeBO zu werten, welche ausnahmsweise mit Wetterglück gesegnet war.
GOST Mitglieder werden auch wegen ihren speziellen Flugzeugen eingeladen, so zum Beispiel André Moser mit seinem Praga Baby ans Oldtimertreffen Hahnweide. Das andere Oldtimer- Flugzeug, die Twin Bee wird leider nicht mehr an Europäischen Treffen zu sehen sein weil es von seinem Besitzer Jean-Jacques Lörtscher nach Amerika überflogen wurde, wo es eher einen Käufer finden wird als hierzulande.
Ich habe oben das UL-Amphibium Flywhale erwähnt. Die zunehmenden Regulierung und Kosten für die Kleinfliegerei in Europa und speziell in der Schweiz wählen immer mehr Piloten den Ausweg über die ULs, wenn sie nicht, wie ich im letzten Bericht bereits bedauernd feststellte, die Fliegerei ganz aufgeben.
Bezüglich Kosten ein Beispiel: Lufttüchtigkeitprüfung eines Luftfahrzeuges bis 5700kg Gesamtgewicht (mein Flugzeug: 544kg) kostet Fr.775.-. Dazu kommt die jährliche Unterhaltsgebühr (Fr. 300.-) und die Funkkonzession (Fr. 144.-), Ausweiserneuerung etc. etc. Da fängt man zu überlegen an, wieviel diese Kosten bei den wenigen Flugstunden eines Eigenbauflugzeuges pro Stunde ausmachen. Und bei den UL-Flugzeugen welche mit den meisten unserer Flugzeuge vergleichbar sind fallen diese Kosten zum Beispiel in Frankreich alle weg.
Ein Wort zu Luftraumfragen:
Die Luftraumstruktur in der Schweiz ist komplex. Der Luftraum ist in kleine Räume aufgeteilt was nur verstanden werden kann, wenn man seine Entstehung kennt. Die Struktur wurde und wird immer wieder an die sehr unterschiedlichen Bedürfnisse der Benützer angepasst. Es ist wie vielerorts auch am Boden: Man kann kaum etwas Neues unternehmen, ohne jemandem ins Gärtchen zu treten, bzw. jemand anderen zu stören. Rückblickend kann man sagen dass die Luftraumstruktur seit der Einführung der Luftraumklassen vor mehr als 20 Jahren harmonischgewachsen ist.
Immer wieder wurde die Forderung laut, man solle endlich die Luftraumstruktur vereinfachen und/oder auf einem leeren Blatt von vorne beginnen. Das erste, die Vereinfachung würde vor allem die Kleinen treffen weil die Grossen ihre Interessen besser vertreten können als die Kleinen. Wirtschaftliche Argumente zählen auch hier stärker. Das Zweite, der sogenannte Clean Sheet Approach tönt richtig sexy, ist nach meiner Erfahrung aber eine Illusion, auch wenn dies jetzt von höchster politischer Stelle gefordert wird. Ich möchte zu gerne wissen wer unserem Bundesrat diese Idee eingeflüstert hat.
Zu erfreulichen Themen im vergangenen Jahr:
Von drohenden Einschränkungen im Luftraum wie zum Beispiel durch einen (unnötigen aber prestigeträchtigen) Südanflug auf das Belpmoos blieben wir dieses Jahr verschont.
Unser Hangar-Projekt nimmt langsam konkrete Formen an, dies auch weil mit Chrigu Santschi ein Projektleiter gefunden wurde, der wie er selber sagt Nägel mit Köpfen machen will. So konnte nach all den Abklärungen über Zufahrt und künftiger Plazierung der Segelfluganhänger die Evaluation des Hangars selbst an die Hand genommen werden. Es wurde ein ausländischer Generalunternehmer mit einer Vertretung in der Schweiz gefunden, der einen Holzhangar mit Drehteller installieren wird. Es soll Platz für zehn Flugzeuge entstehen. Die Interessenten an diesen Plätzen sind bereit, die notwendigen Investitionen zu tätigen. Die Verlängerung des Baurechtsvertrags mit der Armasuisse als Bedingung für den Bau ist in Verhandlung. Zudem gibt es die Möglichkeit, das Dach des Hangars an die Energie Thun für die Installation einer Photovoltaikanlage zu vermieten.
Mit dem Wunsch, dass die verschiedenen schönen Flugerlebnisse vermehrt ihren Niederschlag in Berichten im AeBOInfo und auf unserer Homepage finden werden schliesse ich diesen Bericht ab.
Es bleibt mir, meinen Vorstandskollegen für die Zusammenarbeit zu danken und allen die unserer Fliegerei treu bleiben viel Erfolg beim Flugzeugbauen und schöne Flugerlebnisse im 2017 zu wünschen.
Tägertschi, Januar 2017, Heinz Lang, Obmann GOST